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Good Time – Geheimtipp mit Robert Pattinson

Inhaltsverzeichnis

Die wichtigsten Informationen

Good Time mit Robert Pattinson ist ein Geheimtipp für alle Independent-Filmfans. Der Thriller handelt von den beiden Brüdern Nick Niklas (Benny Safdie) und Connie Nikas (Robert Pattinson), die eine New Yorker Bank überfallen. Auf der Flucht wird der geistig zurückgebliebene Nick von der Polizei geschnappt, während Connie entkommen kann. Während Nick sich nun im Gefängnis behaupten muss, tut sein Bruder Connie alles, um ihn dort rauszubekommen…

IMDb-Bewertung: 7,3
Genre: Crime / Thriller
Laufzeit: 101 Minuten
Regie: Benny Safdie und Josh Safdie
Erscheinungsjahr
: 2017
FSK: 12

Trivia

Robert Pattinson als Wachmann von Bradley Cooper?

Die Drehorte wurde wie erwähnt nicht für die Öffentlichkeit abgesperrt. In einer Szene verkleidet sich Robert Pattinson als Wachmann und geht in ein Wohnhaus. Während des Drehs wurde er im Aufzug gefragt, ob er der Wachmann von Bradley Cooper sei, da die Bewohner gehört hätten, dass ein Film mit dem Schauspieler Bradley Cooper gedreht werden würde. Übrigens wurde Pattinson während der gesamten Dreharbeiten nicht als Schauspieler erkannt.

Meine Gedanken zum Film

Good Time lohnt sich alleine nur für Connie Niklas – einem der spannendsten Filmcharaktere der letzten Jahre. Da ist einerseits dieser offensichtlich toxische Mensch, der alles tut, um seinen Willen zu bekommen; der seinen Bruder manipuliert, seiner Affäre rücksichtlos Geld abgeknüpft oder eine Teenagerin verführt. Andererseits ist da dieser zutiefst verletzliche und bemitleidenswerte Mensch, der in diesem armen Milieu nie eine Chance gehabt zu haben scheint und der voller Hingabe und Liebe versucht, seinen Bruder aus dem Gefängnis zu befreien.

Einer der besten Filmcharaktere der letzten Jahre

Natürlich ist es nichts Neues, einen Charakter facettenreich zu machen und nicht nur ausschließlich „gut“ oder „böse“. Aber es ist schon beeindruckend, wie facettenreich die Safdie-Brüder Connie ausgearbeitet haben. Der junge Bankräuber ist zwielichtig, manipulativ, warmherzig, undurchsichtig, teuflisch, bemitleidenswert, rastlos zugleich. Immer wenn man denkt, man könnte Connie Niklas greifen, entwischt er einem. Wenn er einen Schritt nach vorne macht, macht er mindestens drei zurück, um dann wieder vier nach vorne zu machen. Connie bei seiner Entwicklung, bzw. Nicht-Entwicklung zuzusehen, ist das, was Good Time so sehenswert macht.

Gespielt wird er von einem überragenden Robert Pattinson. Ich mag Robert Pattinson sowieso, in seinen großen Rollen, etwa in Tenet (2020) oder Batman (2022), vor allem aber in seinen kleineren Rollen, wie in The King oder Der Leuchtturm (beide 2019) und eben hier in Good Time. Die Rollen leicht verrückter Männer mit Männerproblemen sind wie auf ihn zugeschnitten. Pattinson bringt die Unruhe von Connies Charakter perfekt rüber; sei es durch seine markanten Augen, die ständig hin und her huschen oder die Hektik, die er in sein Spiel legt – die ganze Zeit in Bewegung und auf der Flucht vor der Polizei, aber scheinbar auch vor sich selbst. 

Solide Story

Connie Niklas trägt uns durch den Film und die Geschichte. Letztere ist so simpel, wie sie klingt: Connie sucht einen Weg, seinen Bruder Nick aus dem Gefängnis zu befreien. Eine Ausbruchsgeschichte um Nick sollte man jedoch nicht erwarten. Der Film bleibt eher bei Connie Niklas, der sich durch seine Taten von einem Dilemma ins nächste bringt und versucht, dafür Lösungen zu finden. Auch wenn die Prämisse einfach scheint, hält der Film im weiteren Verlauf immer wieder kleine Überraschungen bereit, die nie zu verrückt sind, als dass sie unglaubwürdig wären, aber auch nie zu billig sind, als dass sie langweilig wären. Einen Plot voller Twists sollte man jedoch nicht erwarten. Good Time weiß eben genau, was er ist und was nicht: Ein Porträt von Connie Niklas und kein Storykracher. Das kann man mögen oder auch nicht. Ich mag es.

Szenen wie aus dem echten Leben – Improvistaion, echte Drehorte, Authentizität

Angesiedelt ist Good Time im New Yorker Unterschichtenmilieu. Wir sehen den Überlebenskampf der Ärmsten der Ärmsten, zu denen auch Nick und Connie zählen. Verlorene Menschen, Drogen, Verfall. Das ist bitter mit anzusehen und wird noch bitterer, weil der Film nie aus diesem Milieu hinauskommt, um einen Kontrast aufzubauen. Im Gegenteil: Der Überlebenskampf wird im weiteren Verlauf sogar verschärft. Good Time hat deswegen eine sehr melancholische und beklemmende Atmosphäre.

Dazu trägt auch die große Authentizität bei, die der Film erzeugt. Da sind zum Beispiel die vielen Nebencharaktere, die durchgehend stark gespielt sind, etwa Jennifer Jason Leigh (The Hateful Eight) als Connies Affäre. Wenn Charaktere in Good Time interagieren, wirken die Szenen wie aus dem echten Leben, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass vor dem Dreh niemand außer Benny Safdie und Robert Pattinson das Skript zu Gesicht bekommen hat: Fast alle Szenen sind also improvisiert. Auch die Schauplätze bluten regelrecht Atmosphäre und auch hier machen sich die besondere Dreharbeiten bemerkbar: Die Drehorte wurden für die Öffentlichkeit nicht abgesperrt. Die Verfolgungsjagd in einer Mall wurde beispielsweise mit echten Polizisten gedreht und das während die Mall geöffnet war – die Reaktionen stammen also von echten Kunden. Solche Kleinigkeiten tragen ungeheuer zur Authentizität des Films bei.

Untermalt wird all das vom Soundtrack von Oneohtrix Point Never, der die beklemmende und melancholische Atmosphäre des Films perfekt einfängt und dafür völlig zurecht bei den Cannes Filmfestspielen 2017 als bester Filmkomponist ausgezeichnet wurde.

Der unglaublich Soundtrack von Oneohtrix Point Never.

Fazit

Die Safdie-Brüder haben mit Good Time einen Film gezaubert, wie ich ihn liebe: Schnörkellos, direkt, hart. Connie Niklas ist einer der besten Filmcharaktere der vergangenen Jahre, der auch deswegen so gut wirken kann, weil er in einem Film eingebettet ist, in dem von der kleinsten Nebenrolle bis zum letzten Drehort alles authentisch ist.

Meine Bewertung

4/5

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